
Ein Schatten nähert sich – gut, dass das Heimwegtelefon schon bereit ist.
Foto: Polgesek
Heimwegtelefon - Handyhotline für ein sicheres Gefühl
Dieses Gefühl kennt fast jede von uns: Man ist abends alleine auf dem Heimweg. Der Weg ist schlecht beleuchtet, hinter sich hört man Schritte. Und läuft schneller. Doch die Schritte werden auch schneller. Und nun?
Einige Frauen haben Vereinbarungen mit Familienmitgliedern oder Freundinnen getroffen und rufen diese in solchen Situationen an. Doch meistens kommt dieses unangenehme Gefühl ja spät abends oder nachts hoch. Dann immer jemanden aus dem Bett zu klingeln ist sicher nicht die beste Idee. Doch es gibt noch weitere Möglichkeiten.
Wem der Weg abends alleine Angst macht oder wer einfach ein unangenehmes Gefühl dabei hat, ohne Begleitung durch die Dunkelheit zu laufen, der kann auch das Heimwegtelefon anrufen. Das ist ein deutschlandweiter Service, bei dem Ehrenamtliche die Anruferinnen am Telefon bis nach Hause begleiten.
Heimwegtelefon gibt Sicherheitsgefühl
Und das läuft so: Die Anruferin wählt die Nummer des Heimwegtelefons und gibt den ehrenamtlichen Mitarbeitern ihren aktuellen Standort und das Ziel durch. Dann geht sie los und kann sich unterwegs unterhalten. Zwischendurch wird immer wieder der Standort durchgegeben.
Erst wenn die Anruferin sicher zu Hause angekommen ist, beendet der Mitarbeiter des Heimwegtelefons das Gespräch.
Sicherheitsgefühl stärken
Es geht in erster Linie darum, ein Sicherheitsgefühl zu schenken. Mit einem Gespräch am Ohr fühlen sich die Anruferinnen nicht alleine. Kommt es tatsächlich zu einem Notfall, können die Ehrenamtlichen des Heimwegtelefons umgehend handeln. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heimwegtelefons betonen auf ihrer Homepage, dass natürlich nicht nur Frauen anrufen dürfen, sondern der Service für alle offen ist, die Unterstützung benötigen - völlig unabhängig von Geschlecht, Alter oder anderen Faktoren.
Idee stammt aus Schweden
Die Idee stammt ursprünglich aus Schweden. Dort war der Service bei der Polizei angesiedelt. In Deutschland startete das Heimweg-telefon 2011 in Berlin. Zwei Freundinnen hatten das Projekt in Schweden kennengelernt. Nach Bewältigung zahlreicher Hürden besteht das Heimwegtelefon mittlerweile aus über 100 Ehrenamtlichen, die Anrufer aus der gesamten Bundesrepublik nach Hause begleiten.
Im Schnitt gehen täglich 40 Anrufe beim Heimwegtelefon ein, am Wochenende können es auch bis zu 90 sein.
Bei einem wirklichen Notfall nehmen die Mitarbeiter des Heimwegtelefons Kontakt zur Polizei auf. Den aktuellen Standort kennen sie ja. Doch auch wenn diese Begleitung am Telefon ein subjektives Sicherheitsgefühl vermitteln kann: Wie bewertet die Polizei solche Projekte?
Im Bereich der digitalen Medien werden zahlreiche Möglichkeiten angeboten, den Heim- oder Arbeitsweg oder auch Freizeitaktivitäten, die man allein wahrnimmt so zu planen, dass eine Standortübermittlung oder eine telefonische Begleitung möglich ist, meint die Polizei Bremerhaven.
Mit Freunden oder der Familie abstimmen
Neben speziellen Apps für den sicheren Heimweg fallen auch die sonstigen Möglichkeiten der Standortübermittlungen anderer Anwendungen in diese Kategorie. Regelmäßig kann man dort eine Übermittlung der Standortdaten (Livestandorte) für Familienangehörige, Freunde oder auch Kollegen freischalten und diese teilen. Die Polizei Bremerhaven rät, sich auf jeden Fall mit Vertrauenspersonen abzustimmen, da diese im Notfall auch über Informationen zu Personen aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis verfügen, die für Polizei oder Rettungskräfte von Bedeutung sein können.
Speichern - Heimwegtelefon: 030-12074182
Für den Fall, dass man eine Situation als ernsthaft gefährdend einschätzt, rät die Polizei Bremerhaven weiterhin zum direkten Kontakt über den polizeilichen Notruf 110 oder auch zur Bedienung der Notruf-App der deutschen Bundesländer NORA. Diese App ist ebenfalls in der Lage – sofern eine Standortübermittlung durch den Nutzer freigeschaltet worden ist – den Standort zu übermitteln. Darüber hinaus bietet sie die Auswahl verschiedener Notfallkategorien. Der direkte telefonische Kontakt zur Polizei ermöglicht dieser, frühzeitig notwendige Maßnahmen zu initiieren. Die Einbindung Dritter führt regelmäßig zu einer Verzögerung in der Informationsweitergabe, betont die Polizei Bremerhaven.