Sebastian Furchner

Sebastian Furchner im Gespräch in der Schnack-Bar.

Foto: Yvonne Bösel

Nordcheck

Sebastian Furchners Sommer: Camping am See statt Hockey auf dem Eis

10. Juni 2025 // 10:57

Er ist seit 2024 Manager der Fischtown Pinguins des REV Bremerhaven: Sebastian Furchner. In Kaufbeuren in Bayern aufgewachsen, ist er längst in Bremerhaven angekommen, der Heimat seiner Ehefrau Andrea, die er 2001 als Profispieler hier kennenlernte.

„Wir haben uns in einer Kneipe kennengelernt, wie man das früher gemacht hat“, verrät der 43-Jährige schmunzelnd und ergänzt: „Das war im Rüssel, in der Alten Bürger. Da waren wir Spieler ziemlich häufig. Wo die Jungs heutzutage hingehen, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht.“ Er fügt mit einem Augenzwinkern ein: „Ich glaube, das will ich eigentlich auch gar nicht wissen.“

Ausbildung beim Magistrat abgeschlossen

Wenn Sebastian Furchner an die Saison 2001/2002 in Bremerhaven denkt, verbindet er damit nicht nur das Kennenlernen seiner Ehefrau und Mutter der Töchter Emma und Lena, sondern auch den Umstand, dass er zuvor auf Wunsch seines Vaters („Bevor du Eishockeyprofi wirst, musst du eine Ausbildung abschließen“) sein letztes Ausbildungsjahr als Verwaltungsfachangestellter beim Magistrat absolvierte. „Da hat mir damals Alfred Prey dankenswerterweise die Türen geöffnet.“ Die Tage an der Weser waren für den jungen Furchner damals schon klar durchgetaktet: Ausbildung, Lernen, Training. An den Wochenenden Spiele. „Da standen abendliche Kneipengänge nicht zur Debatte, ich bin abends einfach nur ins Bett gefallen.“

Erinnerung an Meisterschaftsjahr 2002

Unvergesslich bleiben für ihn der Meisterschaftstitel 2002 und die darauf folgende Feier vor der großen Kirche. „Das war damals der Hammer, da kriege ich heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Die Fankultur in Bremerhaven ist immer noch extrem. Die ganze Stadt identifiziert sich mit den Fischtown Pinguins. Das ist etwas ganz Besonderes, das alle im Verein bis zum heutigen Tag hegen und pflegen. Das bringt gleichzeitig eine große Verantwortung mit sich, der wir uns alle sehr wohl bewusst sind und der wir mit unserem täglichen Tun gerecht werden wollen.“

Während Sebastian Furchner erzählt, rührt er manchmal nachdenklich in seinem Cappuccino und schaut dann wieder unvermittelt mit blitzenden Augen auf, die ein Spiegelbild seines Enthusiasmus sind. „Wenn ich das mit meiner Zeit bei den Kölner Haien (2002 bis 2008) vergleiche, ist das eine andere Liga. Die Fans stehen auch voll hinter ihrem Verein, aber Köln hat auch noch seinen FC und ist viel größer als Bremerhaven. Hier steht gefühlt die gesamte Stadt geschlossen wie eine Wand hinter einem, unabhängig vom Alter, beruflichem Status oder dem sozialen Umfeld.“

Beim Einkaufen erkannt

Das bekam der Manager gleich zu spüren, als er nach seiner Rückkehr nach Bremerhaven morgens einkaufen ging. „Gleich am ersten Tag wurde ich bei Edeka zwölf bis fünfzehn Mal angesprochen.“ Dem sympathischen Bayern macht dies nichts aus, ihm ist eine positive Wahrnehmung und Nähe zu den Fans wichtig.

Berge versus Küste

„Ich habe mich hier schon immer sehr wohl gefühlt. Ich mag die Menschen hier. Der Blick auf das Wasser gefiel mir vom ersten Moment an und hat mich irgendwie gefesselt. Ich liebe den Blick auf die Berge in Bayern, weil ich damit Heimat verbinde - aber Bergtouren waren nie meins.“ Sebastian Furchner lächelt, als er davon erzählt. Das flache Land kommt dem 43-Jährigen auch gelegen, wenn er mehrfach am frühen Morgen mit Boarder Collie Louie acht bis zehn Kilometer durch den Landkreis joggt. „Das findet er super, er braucht immer Action. Ansonsten ist er mehr auf meine Frau fixiert.“

Auf die Frage, wer Alpha in der Familie ist, prustet Sebastian Furchner unvermittelt einen Namen raus. „Tiger. Bei uns ist die Katze der Chef. Das stellt keiner infrage. Wenn beide Tiere ihr Futter kriegen, wartet Louie zum Beispiel, bis Tiger fertig ist und er an den Hundenapf darf. Noch Fragen?“

Tage im Schlauchboot

Völlig ohne Hierarchie kommt Familie Furchner aus, wenn sie ihre Wochenenden auf dem Campingplatz verbringen. „Wir haben in der Nähe von Hannover einen festen Stellplatz an einem See. Für mich gibt es nichts Entspannenderes, als einen Tag im Schlauchboot auf dem See mit meiner Familie zu verbringen, Karten zu spielen, die Seele baumeln zu lassen und mitgebrachte Brote zu verspeisen. Es sind die einfachen Dinge im Leben, die wirklich wichtig sind.“ Während er erzählt, wirken auch Furchners ausdrucksvolle Gesichtszüge sichtlich gelöst, und seine Augen strahlen.

Lieblingsgerichte von der Mutter

Bei Familienbesuchen bei seinen Eltern in Kaufbeuren wird schon im Vorfeld ein Essensplan erstellt, damit seine Töchter, seine Frau und auch er selbst alle typisch bayerischen Lieblingsgerichte von der hochgelobten Mutter genießen können. „Ich bin mit 19 ausgezogen und war seitdem länger als Profi in Deutschland unterwegs, als ich in Bayern bei meinen Eltern gelebt habe. Aber ich komme immer gerne nach Hause, um alle zu treffen und bei Mama gut zu essen. Ihre Kässpatzen sind der Kracher!“ Im selben Atemzug hebt er aber auch seine Vorliebe für Fisch hervor. „Wenn mein Schwiegervater Lachs grillt, ist das auch immer ein kulinarisches Highlight.“

Die Vorzüge, mit denen der Manager neue Spieler aufzählt, haben wohl weniger mit Fisch zu tun. „Ein Sportler definiert sich über seine Leistung, bei uns bekommt er eine faire Chance. Was er daraus macht, liegt an ihm. Wenn wir uns von Spielern trennen müssen, fällt es oft schwer, weil auch Familien dran hängen, aber das ist mein Job.“